Seelsorge im Palliativbereich umfasst neben der Seelsorge im Krankenhaus, z.B. auf der Palliativstation oder im Palliativdienst auch andere Versorgungsformen wie das stationäre Hospiz, Alten- und Pflegeheime, sowie den ambulanten Bereich z.B. die SAPV (Spezialisierte ambulante Palliativversorgung).
Palliativmedizin, Palliativversorgung, Palliative Care
Ausgehend von der Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO 2002) gehört die „Vorbeugung und Linderung von Leiden mittels frühzeitiger Erkennung, hochqualifizierter Beurteilung und Behandlung von Schmerzen und anderen Problemen physischer, psychosozialer und spiritueller Natur" zu den Aufgaben der Palliativmedizin. Diesem ganzheitlichen Konzept - deshalb sprechen wir im deutschsprachigen Raum lieber von Palliativversorgung bzw. Palliative Care - liegt die Auffassung zugrunde, dass es eine spirituelle Dimension in jedem Menschsein gibt, genauso wie eine körperliche, psychische und soziale Dimension.
Spiritualität und „Probleme spiritueller Natur“
Wenn nach dem Palliativkonzept jeder Mensch spirituell ist, muss der Spiritualitätsbegriff unterschiedlichen Weltanschauungen gerecht werden. Unter Spiritualität kann man dann die lebendige Beziehung eines Menschen zu dem, was sein Leben trägt, kräftigt und mit Sinn und Bedeutung erfüllt, verstehen - also existentielle Fragen, persönliche Wertvorstellungen und spirituell/religiöse Vorstellungen und Praktiken. Wo diese lebendige Verbindung zu sich selbst, zu anderen, zu Gott bzw. dem Absoluten gestört oder bedroht ist, kann es zu spirituellen Nöten, Fragen und Krisensituationen kommen. Diese können sich hinter vielen Patientenaussagen verbergen, z.B. Warum ich? Soll das alles gewesen sein? Was hat das für einen Sinn? Was bleibt von mir? Was geschieht nach dem Tod? Warum werde ich so gestraft? Mein Mann kommt ohne mich nicht zurecht. Wir hätten noch so viel vorgehabt. Ich will endlich nachhause.
Spirituelle Begleitung/Spiritual Care und Seelsorge
Die Sorge um spirituelle Themen, Nöte, Fragen und Ressourcen in der Hospiz- und Palliativversorgung wird als Spiritual Care bezeichnet. Es geht in der Regel nicht um vordergründige Antworten oder Lösungen, sondern um einen inneren Prozess, den es zu begleiten und auszuhalten gilt. Das ist gemeinsame Aufgabe aller Begleitenden bzw. des gesamten multiprofessionellen Palliativteams. Die kirchlichen Seelsorgenden bringen dabei ihre fachliche und kommunikative Kompetenz ein. Nach Bedarf werden auch Vertreter anderer Religionsgemeinschaften einbezogen.
Zur Seelsorge im Palliativbereich kann gehören:
- Dasein
- Wahrnehmen
- Beistand leisten
- Die Person in den Mittelpunkt stellen (Was willst Du, dass ich Dir tun soll?)
- Sich für diese einzigartigen Person interessieren (Biographie)
- Dieses Leben mit seinen Grenzen und Brüchen wertschätzen
- Existentielle und spirituelle Themen aufgreifen/ansprechen
- Dem Unfassbarem Raum und Ausdruck geben (auch durch Rituale u. Symbole)
- Miteinander Kraftquellen entdecken
- Abschied ansprechen, ermöglichen und gestalten
- Zugehörige im Blick haben, begleiten und einbinden
- Andere Seelsorgende bzw. spirituell Begleitende vermitteln
- Seelsorge für das Team, Gestaltung von Gedenkfeiern etc.
- Fortbildungsangebote für unterschiedliche Berufsgruppen
Ansprechpartnerin:
Pfarrer Dr. Heiko Ulrich Zude
Beauftragter der Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern für Palliativseelsorge und Spiritual Care
Seelsorgezentrum und Klinik und Poliklinik für Palliativmedizin
Klinikum der Universität München
Campus Großhadern
Marchioninistr. 15, 81377 München
089 4400-74553 oder 089 4400-74555
heikko.zude@med.uni-muenchen.de
www.uniklinikum-muenchen.de
www.klinikseelsorge-lmu-grosshadern.de
www.palliativmedizin-muenchen.de